Die Eltern auf Urlaub, die Freunde vor der Tür, die Party kann losgehen. Und was für eine Party. Um sie auch wirklich vor den Eltern geheim zu halten, braucht es detektivischen Spürsinn. Und ein bisschen Glück.

Ausgelassenes Lachen füllt den Raum, meine Schwester trägt eine Alkoholfahne mit sich rum. Die Party unseres Lebens ist im vollen Gange. Es hat alles damit angefangen, dass der geplante Familienausflug ausfiel und unsere Eltern stattdessen einen Wellness-Trip für zwei buchten. Meine Schwester Miriam und ich winkten ihnen noch unschuldig zum Abschied zu, dann drehten wir uns mit einem Verschwörergrinsen um. Wir hatten drei Tage sturmfreie Bude. Genug Zeit, um alle Vorkehrungen zu treffen, die beste Party aller Zeiten zu feiern und hinterher das Chaos zu beseitigen. Um das Spektakel nicht ausarten zu lassen, luden wir pro Nase nur zehn handverlesene Freunde ein.

Schlüssel zum Erfolg

Vasen, den Glastisch meiner Oma und die heißgeliebte Porzellansammlung meiner Mutter verstauen wir im Keller, sperren die Tür zu und vergraben den Schlüssel im Garten. Gleich darauf graben wir ihn wieder aus und verstecken
ihn doch lieber im Briefkasten.

Unseren zehn auserwählten Freunden schreibe ich, dass sie einfach das mitbringen sollen, was sie selbst gerne konsumieren. Unsere Eltern haben noch einen Grundvorrat an Getränken von der letzten Geburtstagsfeier übrig. Knabbereien und Snacks übernehmen Miriam und ich. Musik kommt aus meinem alten Laptop, den wir an den neuangebrachten Lautsprecher meines Vaters anschließen. Wenn wir danach alle taub sind, können wir es wenigstens auf Papa schieben.

Schließlich kommt endlich der Tag der Party und wir feiern, als würde es den Tag des Aufräumens gar nicht geben. Mitten in der Nacht, ich habe jedes Zeitgefühl verloren, klingelt plötzlich mein Handy: Mama ruft an. Wie ein kopfloses Huhn laufe ich aus dem Haus und hebe erst ab, als ich im Nachbargarten sitze und meinen Atem zur Ruhe zwinge. Zu Hilfe kommt mir der Schauspielkurs, den ich voriges Jahr belegt hatte, und so kann ich meiner Mutter in aller Gelassenheit versichern, dass bei uns alles okay ist. Gläser gehen zu Bruch, wir spielen mehr Trinkspiele als Musik und immer mehr Gäste fangen an zu rauchen. Sehr zum Unmut unserer Vorhänge.

Der restliche Abend ist ein einziger schwarzer Klecks aus lauter Musik und Gelächter. Ich weiß nur noch, dass es die beste Party war, die ich je hatte. Um halb 9 Uhr weckt mich meine Schwester, das Aufräumkommando ruft.

 

Als wäre nichts gewesen

Zigaretten, die verräterisch im Klo dümpeln, werden entfernt, die Weinflaschen entsorgt. Wir lüften den ganzen Tag, damit auch die letzte Rauchschwade ihren Weg nach draußen findet. Miriam hat vorsorglich an einen Geruchsvernichter gedacht, den wir in allen Räumen versprühen. Ich wasche die Wäsche, damit kein Hauch von letzter Nacht an uns haften bleibt. Die Gläser stehen wieder im Glasschrank, gesaugt haben wir auch noch und die Polster so aufgeschüttelt, dass niemand auch nur denleisesten Verdacht äußern kann, hier sei die Post abgegangen.

Um fünf am Nachmittag sinken wir müde auf die Couch. Da fällt uns erst auf, dass etwas fehlt: die Vasen, der Glastisch und die Porzellanfiguren. Doch weder Miriam noch ich können uns daran erinnern, wo wir den Schlüssel für die Kellertür versteckt haben. Während wir noch müde rätseln, was wir damit gemacht haben, stehen unsere Eltern in der Tür. So müssen wir meiner Mama die Ausrede auftischen, wir hätten die Sachen weggeräumt, um sie beim Putzen nicht kaputt zu machen und hätten den Schlüssel verloren. Keine Ahnung, ob sie uns glaubt. Aber unsere Haut ist gerettet, zumindest für heute.

 

- von Kathrin Schlager, senandstories.net -