In den Krims-Krams-Schubladen der Küchen dieser Welt kugelt so allerhand herum: Gummiringerl, Kulis, Tixo, Taschentücher, Knöpfe. Und dazwischen kleine Schweinchen, Kleeblätter und Hufeisen. Glücksbringer aus vielen Jahren, die der Aberglaube vorm Mistkübel gerettet hat. Man trennt sich doch nicht von Dingen, die einem Glück bringen. Unter all den praktischen Dingen sind diese Überbleibsel fröhlicher Silvesternächte eine schöne Erinnerung an die Hoffnung, dass alles ganz bestimmt besser wird.

Bei Glücksbringern wird jeder schwach. Selbst alle, die gelassen unter Leitern durchgehen und bedenkenlos schwarzen Katzen über den Weg laufen. Der Gedanke zählt. Im neuen Jahr wünscht man einander Glück und ab einer gewissen Promilleanzahl ist man auch überzeugt, dass es eintritt. Nützt’s nix, so schadet’s nix.
 

Die Bedeutung und Herkunft unserer Silvester-Glücksbringer

Die Herkunft der Symbole ist teils verwunderlicher, als einem bewusst ist. Das Hufeisen etwa, das mit der offenen Seite nach oben gehängt werden muss, damit das Glück nicht ausrinnt, dürfte darauf zurückgehen, dass Pferde zu den wertvollsten Tieren zählten. Glücklich also, wer sie mit Hufeisen schützen konnte. 

Das Schwein hingegen galt in der nordischen Mythologie als heilig, daraus ergab sich schon früh die Symbolik des Wohlstandes und der Fruchtbarkeit. Wer Schwein hatte, hatte materiell auf jeden Fall genug. Es gibt auch die Überlieferung, wonach Verlierer bei sportlichen Wettkämpfen im Mittelalter mit einem Schwein getröstet wurden. Wer heute Schwein hat, denkt wohl mehr an Glück als an Geld, für manche ist das auch ein und dasselbe.

Das vierblättrige Kleeblatt gibt es selten in freier Natur. So selten wie das Glück, möchte man meinen. Tatsächlich aber geht die Symbolik auf die biblische Eva zurück, die ein vierblättriges Kleeblatt aus dem Paradies ins irdische Leben hinübergerettet haben soll.

Häufiger als Kleeblätter finden sich Fliegenpilze, vor denen man die Kinder warnt. Sie lieben sie, auch wenn sie giftig sind. Genau deshalb dürften sie übrigens zum Glücksbringer geworden sein: Das Gift, oder besser, der Rausch, den es auslöst, soll Krieger im Kampf unempfindlicher gemacht haben. Viele Völker dürften das Gift als Droge für rituelle Feiern verwendet haben, auch Hexen werden mit den sagenhaften Eigenschaften des Pilzes in Zusammenhang gebracht. Wir schenken ihn zu Silvester aus Schokolade oder Marzipan, doppeltes Glück sozusagen.

Warum der Rauchfangkehrer Glück bringt, hat nüchterne Gründe. Ein sauberer Rauchfang war nicht nur Überlebens-, sondern auch wichtige Sicherheitsfrage, als Wärme noch nicht aus Heizkörpern kam. 
 

Silvesterbräuche rund um die Welt

Glücksbringer bringen Glück, aber mitunter ist man auch schon froh über alles, was das Pech abhält. Deshalb sollte man in der Silvesternacht keine Wäsche zum Trocknen aufhängen. Geister der Toten könnten sich beim nächtlichen Tanz darin verfangen und ihren Ärger an den Lebenden auslassen.

Weltlicher geht es in anderen Ländern zu: Die Italienerinnen tragen in der Silvesternacht rote Unterwäsche, in Griechenland werden Münzen in Brot eingebacken und in vielen südlichen Ländern pünktlich zum Gongschlag zwölf Weintrauben mit Champagner hinuntergespült. Zu der Zeit fallen wir hier einander gerade um den Hals, drücken uns kleine Glücksbringer in die Hand und tanzen den Donauwalzer. Das bringt zwar nicht unbedingt Glück, aber es macht glücklich.

 

- von Friederike Leibl-Bürger