Das Gwirkst mit dem Gewand

Um 6:15 Uhr geht es ins Bad. Meinen Vorsatz, das Gewand am Vortag herzurichten und herauszulegen, habe ich spätestens beim vierten Kind über Bord geworfen, obwohl ich es bitter nötig hätte. Die Kleiderauswahl ist eine Mission Impossible, Tag für Tag. Langärmelige T-Shirts bei 30 Grad oder Trägertop mit Rock bei sieben Grad. Irgendwie passt die Außentemperatur nie zur Garderobe. Ich bin schon froh, wenn die Strumpfhosen im Kasten bleiben dürfen. Das ist nämlich das Nächste, was mich allein beim daran Denken in Wallungen versetzt. Einmal ist es der Strich, der nicht genehm ist, dann das Muster oder die Farbe. Und sollte wirklich zufällig alles in Ordnung sein, ist garantiert ein Loch drin. Um ein paar Minuten Zeit zu sparen, ziehe ich meinen Lieblingen einmal schnell die T-Shirts an. „Und was bitte ist mit der Hose?“, fragen sie im Chor. „Ich dachte, ich helfe euch beim Leibchen, die Hose macht ihr dann allein“, sage ich. „Wenn schon, denn schon“, fordern sie lauthals. Kinder können sehr konsequent sein.

Das Gfrett mit dem Jausenbrot

Gegen 6:30 Uhr sind alle angezogen. Es geht ans Frühstück, und ich bin aus dem Schneider. Die erste Fütterung des Tages übernimmt zum Glück mein Göttergatte. Ansonsten würde ich das Tohuwabohu in der Früh wahrscheinlich nicht schaffen. Hut ab vor allen alleinerziehenden Eltern!

Das einzig Anstrengende an einem Tag ist, dass er in der Früh beginnen muss. Von da an bis zum Schlafengehen ist das Ganze ein Kinderspiel.

Ich steige dann wieder bei den Frisuren ein, und bei der Jause. Wobei die Jause die einfachere Übung ist. Derzeit gehen nur zwei meiner Kiddies in die Schule, das Kindergartenmädchen bekommt das Bio-Brot und das geschnipselte Gemüse von ihren lieben Pädagoginnen häppchenweise am Teller serviert. Für die großen Mädchen gibt es ein Brot und ein Stück Obst. „Mama, die anderen haben eine bessere Jause“, höre ich zwar manchmal, aber wenn ich um Verbesserungswünsche bitte, sagen meine Prinzessinnen: „Ja, sie haben halt auch Schoko mit.“ Tja, das lassen wir aus. Meiner Meinung nach gibt es abseits der Jause ohnehin zu viel Süßes.

Zöpfe flechten im Eiltempo

„Den rosaroten Haargummi“, fordert die Klitzekleinste und reißt sich alle anderen Farben vom Kopf. „Ich will keine Baby-Spange, ich will die gleiche wie du“, erklärt mir das nächste Fräulein. Von wem sie das wohl haben? Trotzdem bin ich auf meine Frühmorgenfrisuren schon ziemlich stolz.

Ich schaffe es mittlerweile, vier verschiedene Looks in fünf Minuten zu kämmen, flechten oder knoten. Vom französischen Zopf bis hin zum doppelten ineinander gehenden Pferdeschwanz mit ausschließlich pinken und violetten Haargummis. Die vierte Frisur ist bloß ein zweiter Versuch, denn einem der Mädchen passt garantiert was nicht. Meine Ausfallquote wird allerdings immer besser, letztens gab es sogar Lob von meiner Sechsjährigen. „Mama, du musst jetzt die Zöpfe nicht mehr üben. Du kannst sie schon richtig gut!“ Merci, mein Schatz. Trotzdem halten die Haare nur bis zehn am Vormittag.

Ich weiß, ich bin nicht die einzige Mutter, der es so geht. Und es ist auch ganz egal, wie viele Kinder an dem morgendlichen Chaos beteiligt sind. Manchmal haben wir uns spätestens um acht Uhr den ersten Prosecco verdient.Vielleicht sollten wir ihn auch wirklich einmal trinken.

 

- von Verena, www.mamawahnsinn.com
Fotos von MamaWahnsinn / Anna Gasser